Stevia, oder auch Stevia rebaudiana, stammt aus Südamerika. Genauer gesagt aus dem Grenzgebiet zwischen Paraguay und Brasilien. Schon vor 500 Jahren wurde die enorme Süßkraft des „Wunderkrauts“ von den einheimischen Guarani- bzw. Mato Grosso-Indianern entdeckt und für die Herstellung von Heilmitteln oder die Süßung von Getränken verwendet. Die spanischen Eroberer haben schließlich dafür gesorgt, dass Stevia seinen Weg auch nach Europa gefunden hat. Hier sollte es allerdings viele Jahrzehnte und sogar Jahrhunderte dauern, bis der Süßstoff wirklich akzeptiert wurde. Auch im 21. Jahrhundert ist sich die Wissenschaft über das Süßkraut uneinig. Erst seit Dezember 2011 ist Stevia in Deutschland offiziell als Lebensmittel zugelassen.
Zu verdanken haben wir das auch dem Naturforscher Moisés Giacomo Bertoni, der ursprünglich aus der Schweiz kam. Er hat sich Ende des 19. Jahrhunderts in Paraguay niedergelassen und ist dort auf die Stevia-Pflanze gestoßen. Erst 1905 hat das Gewächs schließlich die Bezeichnung Stevia rebaudiana erhalten. Nicht nur zu Ehren Bertonis, sondern auch des Chemikers Ovidio Rebaudi, dem es als Erster gelungen ist, die Inhaltsstoffe der Blätter – die Stevioside – zu isolieren. Ein halbes Jahrhundert später hat der natürliche Süßstoff dann vor allem im asiatischen Raum seinen Siegeszug begonnen, wo er auch heute noch gern und viel verwendet wird.
Der Anbau von Stevia findet aber weiterhin hauptsächlich in Südamerika statt, obwohl er eigentlich auch in unseren Breiten funktioniert. Die Pflanzen bevorzugen sandige Böden, Durchschnittstemperaturen um die 20 Grad, viel Licht und Sonne. Zur Wachstumszeit haben sie es gern feucht. Hat man sie erfolgreich groß gezogen, lassen sie sich vielseitig einsetzen. Die Blätter der Pflanzen und das daraus gewonnene Pulver werden seit Jahrhunderten genutzt. In der Medizin, in der Küche. Die Herstellung ist allerdings recht aufwendig. Um den natürlichen Süßstoff zu gewinnen, muss den Blättern Wasser entzogen werden. Dadurch werden die Stevioglycoside freigesetzt und können gereinigt bzw. gefiltert werden. Das Prinzip ist damit ähnlich wie bei der Gewinnung von Kristallzucker.
Am häufigsten durchgesetzt hat sich bislang Stevia in Form von Tabletten, als Pulver oder auch Stevia Flüssig. Ebenso können die getrockneten Blätter der Stevia rebaudiana erworben und beispielsweise für Teeaufgüsse verwendet werden. Tabs, Pulver und Stevia Flüssig gibt es mittlerweile in fast jedem Reformhaus und Bioladen, aber auch Supermärkte erweitern ihr Sortiment nach und nach um den natürlichen Süßstoff. Hinzu kommt das umfangreiche Angebot im Internet, denn gerade die getrockneten oder gemahlenen Blätter der südamerikanischen Pflanze lassen sich online am besten beziehen.
Es sollte allerdings nicht vergessen werden, dass pro Tag und Kilogramm Körpergewicht nur maximal 4 Milligramm Stevia bzw. Stevioglycoside aufgenommen werden sollten. Diese Empfehlung hat die EU-Kommission ausgesprochen.